Kein KI-Projekt starten, bevor wir diese 5 Fragen beantwortet haben
- Christoph Burkhardt
- 19. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Von Christoph Burkhardt
AI Strategieberater | Gründer, AI Impact Institute
Wo Klarheit fehlt, hilft keine Technologie
Künstliche Intelligenz bewegt sich derzeit in einem atemberaubenden Tempo. Neue Tools erscheinen wöchentlich, Pilotprojekte starten schneller denn je, und kaum ein Unternehmen will den Anschluss verpassen. Doch gerade in dieser Geschwindigkeit liegt auch die größte Gefahr: Wir starten Projekte, bevor wir wissen, worauf wir eigentlich hinauswollen.
In meiner Arbeit mit kleinen und mittleren Unternehmen sehe ich das immer wieder: Die Begeisterung für neue Technologien ist da – aber das Fundament fehlt. Nicht technisch, sondern strategisch. Die Folge? Viel Bewegung, aber wenig Fortschritt.
Deshalb arbeite ich mit einem simplen Prinzip: Bevor ein KI-Projekt umgesetzt wird, sollten fünf zentrale Fragen beantwortet sein. Und zwar nicht „ungefähr“, sondern mit echter Klarheit.
1. Welches Ergebnis wollen wir wirklich?
Diese Frage klingt einfach – ist aber oft die schwerste. Denn in der Praxis verwechseln viele Teams Features mit Zielen.
Es geht nicht darum, ob ein Chatbot möglich ist. Sondern darum, was dieser Chatbot konkret bewirken soll. Weniger Supportkosten? Schnellere Reaktionszeiten? Mehr Kundenzufriedenheit?
Wenn kein klares Ziel definiert ist, verkommt jede Umsetzung zur Spielwiese – und damit zur Verschwendung von Ressourcen.
Tipp: Setze dir einen 90-Tage-Horizont. Was soll nach drei Monaten messbar anders sein?
2. Was kostet es, nichts zu tun?
Diese Frage bringt Ehrlichkeit ins Spiel. Nicht jedes KI-Projekt ist dringend – und das ist auch okay. Aber wir müssen es wissen.
Wenn es keine Konsequenzen hat, drei Monate zu warten, fehlt dem Projekt vielleicht die strategische Relevanz. Wenn aber klar wird, dass Zeitdruck besteht – weil
Kund*innen abspringen, Prozesse stocken oder Chancen verpasst werden – dann ist das Projekt nicht nur sinnvoll. Es ist notwendig.
3. Warum genau jetzt?
Timing ist einer der meist unterschätzten Erfolgsfaktoren. Die Frage „Warum jetzt?“ zwingt zur Reflexion.
Hat sich etwas verändert – in der Marktlandschaft, im Kundenverhalten, in der Organisation selbst?
Gute Projekte entstehen nicht nur, weil sie technisch möglich sind. Sondern weil jetzt der richtige Moment ist, sie zu starten.
4. Wer trägt die Verantwortung für das Ergebnis?
Viele KI-Initiativen starten in der IT – und bleiben auch dort. Doch wirkliche Wirkung entsteht erst, wenn Business-Verantwortung im Spiel ist.
Ein KI-Projekt braucht nicht nur eine technische Projektleitung. Es braucht jemanden, der für den Impact verantwortlich ist. Jemanden, der das Ziel kennt, das Lernen begleitet und Entscheidungen trifft, wenn es komplex wird.
Ohne Ownership wird aus jedem Projekt früher oder später ein Nebenprojekt – und das bedeutet Stillstand.
5. Woran erkennen wir, ob es funktioniert?
Ohne Erfolgskriterien gibt es kein Ziel. Und ohne Ziel keine Richtung. Die Frage ist also nicht nur: Was wollen wir erreichen? Sondern auch: Wie messen wir, ob wir auf dem richtigen Weg sind?
Das kann eine einfache Metrik sein – eine Zahl, ein Prozess, ein Kundenerlebnis. Wichtig ist nur: Sie muss sichtbar, vergleichbar und beeinflussbar sein.
Nur so entsteht Fokus. Nur so wird aus Aktion auch Wirkung.
Was passiert, wenn eine dieser Fragen unbeantwortet bleibt?
Dann ist nicht der nächste Sprint gefragt. Sondern eine Denkpause.
In diesem Moment geht es nicht darum, die Technologie weiterzuentwickeln – sondern den Kontext zu klären. Denn jedes Projekt, das ohne Ziel, Relevanz, Timing, Ownership oder Metrik startet, ist strategisch unterfinanziert. Nicht in Geld – sondern in Klarheit.
Fazit: Nicht starten, weil es möglich ist. Sondern weil es nötig ist.
In der KI-Welt von heute können wir fast alles umsetzen. Aber echte Wirkung entsteht nicht durch Geschwindigkeit – sondern durch Präzision.
Deshalb mein Rat: Vor dem ersten Prototyp kommt die erste Antwort. Und wer diese fünf Fragen ehrlich beantwortet, erhöht die Erfolgschancen seines Projekts dramatisch.
Denn: KI ist kein Werkzeug für alles. Aber für das Richtige – ein echter Hebel.
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